Betrug via Kleinanzeigen - und die Geschichte, dass es auch ein gutes Ende nehmen kann

[Limofreak]

Ich habe (mal wieder) eine Anekdote auf Kleinanzeigen erlebt. 

 

Irgendwann schreibe ich wohl doch mal ein Buch über dieses Portal und welche tollen (und welche verrückten) Menschen mir dadurch begegnet sind. 

 

Zum aktuellen Fall: 

 

Am 10.04. kaufte ich einen Schnitzer Ventildeckel. Abholung war mir zeitlich nicht machbar weil ich 2 Wochen lang Handwerker im Haus hatte und laut Verkäufer nur unter der Woche abgeholt werden könnte. 

Entfernung waren rund 270km (einfache Strecke). Also: Versand. 

 

Da ich selbst kein PayPal nutze, schickte meine bessere Hälfte das Geld an einen Empfänger mit deutschen Namen. 

Erhalten habe ich weder eine Sendungsnummer noch den Artikel. Da jeder weiß, dass die Deckel nicht für 20 Euro den Besitzer wechseln, ärgerte mich der Verlust schon sehr. 

 

Melden bei Kleinanzeigen und Paypal half nichts und über eine Anzeige kam in meinem Fall in den letzten 8 Jahren schon 2x einfach NICHTS heraus, also erstattete ich keine Anzeige und ärgerte mich im Stillen.

 

Den Verkäufer hatte ich selbstverständlich gespeichert, das Konto lag aber seit dem Tag im April brach. Keine Reaktionen auf Nachrichten, keine neuen Inserate. 

Die Recherche zum Inhaber des PP Kontos verliefen auch erfolglos. 

 

Bis gestern früh. Inseriert wurden Standräder und Türen für einen e30. 

 

Also schrieb ich, ich wolle die Räder abholen. Der Verkäufer nannte mir die Adresse und wir einigten uns auf 18 Uhr gestern Abend. 

 

 

Mit einem Kumpel im Gepäck fuhr ich also etwas über 3 Std. (einfach) durch die Republik. 

Vorher mit der dort örtlichen Polizei und der hiesigen Polizei. Natürlich riet man mir zur Anzeige, aber die hätte ich auch dort vor Ort rufen können, falls der Verkäufer "komisch" werden würde. 

 

Pünktlich war ich dort und der (türkische!!) vermeintliche Verkäufer fragte, ob ich noch mehr Teile bräuchte. Ich fragte was er hätte, und nannte den Vornamen des damaligen Geldempfängers und sagte, ich wäre auf der Suche nach einem Schnitzer Ventildeckel. Urplötzlich fiel der Groschen und wurde er sehr hektisch und sagte, er hätte einen und würde ihn mir auch aushändigen. 

 

Ich fragte, warum er ihn nie verschickt hat, warum der Name falsch wäre, etc.

 

Ob die Antworten stimmten weiß ich nicht, ist mir auch egal. Aufgrund von Scheidung wären seine Konten eingefroren, deshalb die Überweisung an einen Kumpel, und wegen eines familiären Todesfalls wäre er nun 5 Monate in der Türkei gewesen. Ich tippe auf Kontopfändung und 5 Monate im Cafe Viereck, aber sei´s drum...

Jedenfalls bin ich nun (ein paar Monate später) im rechtmäßigen Besitz des Ventildeckels den er von seinem Auto erst abschrauben musste. 

 

 

Dafür kann ich nun davon ausgehen, dass der Deckel auch dicht ist. 

 

FAZIT: 

Polizei hätte vermutlich ewig gebraucht, weil ich ja im Fall einer Anzeige den deutschen Geldempfänger angezeigt hätte, der wiederum nicht das gekaufte Teil im Besitz hatte. Dazu die Mühlen der Justiz mahlen ja bekannterweise meist recht langsam. Deshalb war es in diesem Fall gut, selbst tätig zu werden. 

 

Nach der Misere mit meinem komplizierten Cabriokauf ein weiteres Kapitel unter der Rubrik: Hätte man auch gleich so machen können... 

[325_e30]

Als Kontoinhaber kann Schweinchen Dick genannt werden: einzig die IBAN zählt. Banken prüfen nicht mehr die Übereinstimmung der beiden Parameter. 

[Limofreak]

Selbst wenn es so ist (was ich nicht bestätigen kann, ich musste vergangene Woche wegen eines Wohnungswechsel bei der örtlichen Volksbank Personalausweis m. gültiger Anschrift UND Ummeldebestätigung vorlegen), war hier der Sachverhalt so, dass die Person mit deutschem Namen mehrfach wegen BTMG - Delikten polizeibekannt ist und sich aktuell in einer Psychiatrie befindet. Der tatsächliche Verkäufer nutzte diese Person lediglich als Mittelsmann und Geldempfänger. Dies geschah aus angeblicher Kontensperrung wegen der eigenen Scheidung. Ob das stimmt sei mal dahingestellt. Jedenfalls hätte eine Anzeige meinerseits nur und ausschließlich die Person mit deutschem Namen getroffen. 

Diese Person hätte dann Post bekommen, hätte im Idealfall den türkischen Namen preisgegeben, in Summe wäre es aber eine sehr aufwändige Sache mit ungewissem Ausgang gewesen. 

 

Und der Punkt der gerne vergessen wird: Ich hätte anschließend Zivilrechtlich tätig werden müssen. Ebenfalls mit ungewissem Ausgang. Also ist hier eine IBAN oder ein PayPal Name völlig irrelevant, weil sich der lange Arm des Gesetzes hier in Bürokratie und Datenschutz vermutlich mal wieder totgelaufen hätte. 

 

Ich kenne das Thema aus dem Jahr 2017. Hier bin ich einem Betrug via Kleinanzeigen aufgesessen, wo es um Festivaltickets ging. Der Betrug lief im großen Stil, es ging um einen Gesamtschaden von mutmaßlich 60.000 Euro (nur für Konzert- und Festivaltickets). Ich wurde sogar zu einem Gerichtstermin nach Berlin (dort wohnte das Betrüger Pärchen) geladen, buchte ein Hotel, verlegte Termine um dort teilzunehmen, usw. 2 Tage vor dem Termin wurde mir per Einschreiben abgesagt, weil man nun doch nicht alle 140 Geschädigten anreisen lassen wolle, weil von dem Geld nichts mehr da wäre und es unverhältnismäßig sei, aus der ganzen Republik Zeugen bzw Geschädigte antanzen zu lassen. Dumm nur, dass ich das Hotel nicht mehr absagen konnte und auf meinen zusätzlichen Kosten für die Übernachtung nun auch noch sitzen geblieben bin. Hierfür gab es keine Entschädigung. 

 

Soviel also zu meinem Vertrauen in den deutschen Rechtsstaat und die Rechtsprechung. 

 

Wenn ich also im gestrigen Fall den normalen Rechtsweg gegangen wäre, hätte ich also gute Chancen in 2 Jahren meinen Ventildeckel zu bekommen... Wenn alles gutgehen würde. 

 

[emmac]

Gut gespielt! Gratulation zum gelösten Fall

[el_horst]

am vor 6 Stunden schrieb 325_e30:

Als Kontoinhaber kann Schweinchen Dick genannt werden: einzig die IBAN zählt. Banken prüfen nicht mehr die Übereinstimmung der beiden Parameter. 

Grundsätzlich richtig, aber ab einem bestimmten Schwellwert prüfen die dann doch mal...Fragt mich bitte nicht wo der liegt.

Bearbeitet: 27. November 2024 von el_horst

[Pit-der Mohr]

am vor 6 Stunden schrieb 325_e30:

Als Kontoinhaber kann Schweinchen Dick genannt werden: einzig die IBAN zählt. Banken prüfen nicht mehr die Übereinstimmung der beiden Parameter. 

Exakt so ist es schon seit einiger Zeit.

Keine Info von der "phantastischen Rolltreppe" sondern von mehreren Kundenberatern meiner örtlichen Sparkasse und Volksbank.

[Georg]

Jepp - wird halt alles elektronisch verarbeitet und da wurden wohl zu viele Fehler ausgeworfen weil die Übereinstimmung ja abweichen kann.

Pit der Mohr

Pit d. Mohr

P. d. Mohr

Mohr

P d Mohr

P.d.Mohr

Pit d Mohr

Dazu Großschreibung, Kleinschreibung sie auch nicht immer ausgeglichen werden kann (ss oder SS vs. ß etc)

 

Letztendlich hilft ein gesundes Misstrauen, so lange es nicht in Paranoia ausartet.

[GearX]

Freut mich wirklich für dich, dass die Geschichte noch gut ausgegangen ist  
 

Hier trifft das Sprichwort: „Jeden Tag steht ein Dummer auf.“ den Nagel auf den Kopf. Denn, wie degeneriert muss man sein, innerhalb der nächsten 10 Jahre nach einem Betrugsfall, das selbe Konto zu nutzen - und dann auch wieder mit „nur Abholung“ 

[Limofreak]

Ich staunte auch nicht schlecht, dass nach einem halben Jahr plötzlich wieder Angebote über den Account angeboten wurden. 

Und alles zum Abholen.

 

 

Er wäre ganz entspannt durch die Sache durchgekommen und ich hätte in die Röhre geschaut.

 

Und ehrlicherweise: bei 50 Euro hätte ich mich zwar auch geärgert, hätte es aber noch eher unter Lehrgeld oder "dumm gelaufen" verbucht. Aber seit ich den Firmenwagen meiner besseren Hälfte uneingeschränkt benutzen darf, hat sich mein Kleinanzeigenradius stark vergrößert und i.d.R. hole ich alles über 50€ auch persönlich ab. Ausnahme waren hier 2 Artikel aus Norddeutschland. Einmal Hamburg und einmal aus dem Kreis Itzehoe. Das war mir von Aschaffenburg dann doch zu weit. Aber hier telefonierte ich im Vorfeld mit den Verkäufern und bekam auch zur Sicherheit diverse persönliche Daten von ihnen. Das schafft ein gewisses "Sicherheitsgefühl". 

 

 

[Sebastian_H]

am Am 27.11.2024 um 12:01 schrieb Limofreak:

Selbst wenn es so ist (was ich nicht bestätigen kann, ich musste vergangene Woche wegen eines Wohnungswechsel bei der örtlichen Volksbank Personalausweis m. gültiger Anschrift UND Ummeldebestätigung vorlegen)

 

Beim eröffnen eines Kontos, oder eben Ummeldung der Adresse als Kontoinhaber natürlich schon, ist ja sogar vorgeschrieben Google einfach nach KYC (Know Your Customer), aber bei einer Überweißung wird eben nicht kontrolliert ob der Name des Empfängers mit der IBAN übereinstimmt. Bei vielen Rechnungen wird ja schon garnicht mehr angegeben was man als Empfänger angeben soll und je nach Firmennamen gibt es da ja doch schon einige Variationsmöglichkeiten.

[Georg]

Jepp, geht doch schon bei ner kleinen Gemeinschaftspraxis los die über nen Abrechnungsdienst  arbeitet, wie die meisten.

Mindestens 30% der Leute sind zu blöd, ein Überweisungsformular abzutippen.

Was meint ihr, warum die die Dinger immer noch mitschicken, obwohl gerade bei der PKV wahrscheinlich ein Großteil der Leute alles Online macht.

Da wird der Name von Dr. 2 abgegeben der einen behandelt hat oder auch Dr. 1 dem die Praxis gehört statt dem Namen des Abrechnungsdienstes dem das Konto eigentlich gehört.

Und was man bei den Namen alles variieren kann hab ich weiter oben schon mal demonstriert.