Klimakompressor tauschen -- Kreislauföffnungszeit

[e30-hh]

Hallo zusammen,

13 Jahre später, gleiches Thema, neue Frage
Ich muss meinen Klimakompressor tauschen und habe bereits alles da.
Man hört immer mal wieder, die Anlage darf nur 30 Minuten "offen" sein, bevor sie wieder evakuiert werden MÜSSE, aber warum?
Klar, es dringt Feuchtigkeit ein und Wasser ist flüssig halt nicht komprimierbar. Wenn ich die Anlage zur Dichtigkeitsprüfung vor der Befüllung evakuieren lasse, sollte doch aber das Wasser verdampfen und raus gezogen werden.
Damit müsste doch eigentlich das Evakuieren halt nur länger dauern und ansonsten kein Problem entstehen, oder übersehe ich hier etwas?
Hintergrund ist natürlich, dass das Wechseln von Kompressor und Trockner samt deren Dichtungen (und dann vielleicht noch weiteren, wenn der Kreislauf irgendwo offen ist) länger dauern kann.

Gruß aus dem Norden
 

[zeroviervier]

Nach meinem Verständnis verdampft das Kältemittel bei Atmosphärendruck und verflüchtigt sich entsprechend.

Damit führt jedes Öffnen dazu, dass Du neu befüllen musst.

[e30-hh]

am vor 3 Stunden schrieb zeroviervier:

Nach meinem Verständnis verdampft das Kältemittel bei Atmosphärendruck und verflüchtigt sich entsprechend.

Damit führt jedes Öffnen dazu, dass Du neu befüllen musst.

 

Ups, da reden wir wohl aneinander vorbei.

Ich meine das Öffnen eines geleerten Klimakreislaufs.

(In Deutschland steht das Öffnen eines nicht leeren Systems meines Erachtens nach unter Strafe.)

 

Mein Punkt hat sich aber dennoch bereits erledigt, denn ich konnte eben unverhofft mit einem Kfz-Meister hierzu reden: Die 30 Minuten betreffen nur die (neue) Filterpatrone. Alles andere ist nicht relevant, weil sich eventuell gesammeltes Wasser durch das Vakuumziehen dort schnell wieder verflüchtigt. Nur eben in der Patrone würde das ewig dauern, da die ja nun mal so gebaut ist, die Feuchtigkeit zu sammeln.

[GearX]

In der Patrone gesammeltes Wasser bleibt auch in der Patrone. Da kannst du auch 20h evakuieren, das bringt nichts. Im Trockner ist in den allermeisten fällen das selbe Granulat, dass man aus den kleinen Papiertütchen kennt, die sich in der Verpackung elektronischer Artikel (Laptops und Kamers bspw.) befinden. Diese haben nur eine Aufgabe: Luftfeuchtigkeit aufnehmen und ja nicht wieder hergeben. Aus diesem Grund muss die Patrone auch ersetzt werden,

-> wenn eine undichte Klimaanlage länger nicht repariert und befüllt wurde

-> wenn das System länger als 30 Minuten offen war

-> Wenn das System bereits älter als 10 Jahre ist und Kältemittel fehlt

 

Richtwerte innerhalb der EU um eine Klimaanlage als dichtes System zu bezeichnen sind 40g oder weniger Verlust pro Jahr bei einem System mit nur einem Verdampfer und 60g oder weniger Verlust pro Jahr bei einem System mit 2 Verdampfern (auch bekannt als Fond-Klima bei 8 Sitzern).

 

Das große Problem ist nämlich, dass die Feuchtigkeit in der Luft durch die Gummischläuche diffundieren kann und das auch macht. Das PAG Kompressoröl ist nämlich hygroskopisch (=zieht Wasser an) und bildet auf Dauer eine Emulsion und zerstört den Kompressor. Wenn ich eine Klimawartung im Rahmen der jährlichen Inspektion mache, lasse ich das Servicegerät grundsätzlich 20 Minuten evakuieren. Habe ich zum Beispiel einen Motor ersetzt und das System war 3 oder 4 Tage offen, dann ersetze ich automatisch den Trocknereinsatz und lasse das Servicegerät 3h evakuieren. Warum? Bei annähernd 0 Bar Druck siedet das Wasser bei Raumtemperatur im PAG Öl, ändert seinen Aggregatszustand und das Servicegerät kann das Wasser aus dem System saugen.

 

Soweit die gesetzlichen Vorschriften und meine persönlichen Vorgehensweisen um Reklamationen zu vermeiden.

[Janosch]

am vor 20 Stunden schrieb GearX:

Im Trockner ist in den allermeisten fällen das selbe Granulat, dass man aus den kleinen Papiertütchen kennt, die sich in der Verpackung elektronischer Artikel (Laptops und Kamers bspw.) befinden. Diese haben nur eine Aufgabe: Luftfeuchtigkeit aufnehmen und ja nicht wieder hergeben. Aus diesem Grund muss die Patrone auch ersetzt werden,

Wenn in den Trocknerpatronen wirklich das gleiche Granulat wie in den "Do not eat" Tütchen ist, dann kann man das sehr wohl trocknen und wieder verwenden.

 

Bei dem Granulat in den Tütchen handelt es sich um Silica-Gel  und das ist nichts anderes als Kieselgel.

 

Das Zeug kann man wunderbar wiederverwenden um alle möglich Sachen zu trocknen.

Zum Beispiel den Innenraum vom Auto im Winterlager trocken halten!

 

Silica-Beutel, die sich einmal mit Feuchtigkeit vollgesogen haben nicht wegschmeißen. Sie sind wiederverwendbar.

Am besten legst du sie für ein paar Tage auf eine sonnige Fensterbank und drehst sie mehrmals am Tag um.

Oder leg die Päckchen in den Backofen zum trocknen.

 

Bearbeitet: 11. Juni 2023 von Janosch

[Marc M50 Touring]

Ich glaube nicht, dass diese Beutel wiederverwendbar sind.

 

Habe mal auf Arbeit mit einer Verpackungsfachkraft gesprochen, die hat mir das erklärt.

 

Bei uns auf Arbeit werden Maschinenteile für den Versand Luftdicht in Vakuum verpackt. Dazu kommen auch Trockenbeutel in die Vakuumverpackung.

 

Wenn diese Trockenbeutel neu angeliefert werden, sind auch diese luftdicht in Vakuum verpackt.

Dazu sind Kontrollstreifen mit drin. Das sind kleine Papierstreifen, die sich bei Kontakt mit Luftfeuchtigkeit verfärben. Wenn die Kontrollstreifen bereits verfärbt sind, z.b. weil ein Loch in der Verpackung ist, dann dürfen diese Trockenbeutel nicht mehr verwendet werden, weil sie ihre maximale Aufnahmefähigkeit überschritten haben.

 

Der Verpacker meinte, vom öffnen der Tüte bis zum verfärben der Kontrollstreifen haben sie ca 2 Minuten! Zeit.

In diesen 2 Minuten müssen sie die Trockenbeutel in die Folie getan, das Vakuum gezogen und die Folie um das Maschinenteil verschweißt haben.

Er meinte auch, das man diese Trockenbeutel nirgends wieder trocknen kann. Nicht in der Sonne, nicht im Backofen.

Das ist alles Einmalware. Zumindest bei uns in der Industrie.

 

Deswegen meinte auch mein Schrauber (KFZ Meister): Für die Klima immer nen neuen Trockner nehmen, wenn die Anlage leer stand.

 

 

 

 

[Georg]

Grundsätzlich kann man Silicagel wieder trocknen.

Allerdings muss das bei einer Temperatur erfolgen bei der Wasser schon schnell verdampft, also bei 120-150°C. 

Das ist in der Wirtschaft unrentabel und wird daher nicht gemacht. Siehe auch hier: Kieselgel – Wikipedia

 

Die ganzen Trocknerbeutel die man kaufen kann enthalten auch nix anderes und die kann man auch in den Backofen legen zum trocknen

[Janosch]

am vor 23 Stunden schrieb Marc M50 Touring:

Er meinte auch, das man diese Trockenbeutel nirgends wieder trocknen kann.

Dann werden sich die anderen wohl geirrt haben: https://www.google.com/search?client=opera&q=silicagel+wiederverwenden&sourceid=opera&ie=UTF-8&oe=UTF-8

[Marc M50 Touring]

Okay, wieder was dazu gelernt

Oder er meinte: nicht wieder verwendet werden dürfen. Ist ja in der Industrie manchmal so.

 

[Georg]

Das Problem dürfte hier sein, dass konstruktionsbedingt eine Regenerierung der Trocknerflasche ewig dauert.

Das Granulat muss dazu erst mal trocknen was entsprechend dauert und dann muss die Feuchtigkeit auch noch aus den kleinen Öffnungen der Flasche entweichen.