Beliebter Beitrag honyama Geschrieben: Donnerstag um 10:58 Beliebter Beitrag #1 Meldung Teilen Geschrieben: Donnerstag um 10:58 Auf Wunsch einiger Forenteilnehmer, möchte ich euch nun auf die Restaurationsreise meines BMW E9 mitnehmen, doch vorab sind ein paar Worte der Warnung angebracht: Es gibt Autos, die sind wohlkonstruiert und für die Ewigkeit gebaut. Es gibt Autos, die sind schön, aber meist unerreichbar. Es gibt Autos, die die Besitzer zwingen eine oftmals finanziell toxische Beziehung einzugehen. Es gibt Autos, die ab Werk verarbeitungstechnisch zu wenig Liebe erfuhren und irgendwie trotzdem einen Platz in der Geschichtsschreibung erfahren. Dann gibt´s den E9, der irgendwie alles in sich vereint und dabei ganz unscheinbar glänzt. So auch bei mir geschehen. Neben Papis ollem E30 Touring in Erstbesitz wollte ich schon im einen richtigen "Oldtimer" haben. Der E30 Touring mit DIN-Kennzeichen war damals das Verbrauchsauto an jeder Straßenecke und der Wert des Fahrzeugs richtete sich nach der Position der Tanknadel. Keine Ahnung wie sich der E9 in meinen HInterkopf geschlichen hat, aber es war Liebe auf den 1. Blick. Ein Blick in die Autobörsen sorgte für Ernüchterung- über 10.000 Euro für ein (optisch) gepflegtes Fahrzeug waren unerreichbar. Im Studium dann fleißig gejobbt und stattdessen sich mit einem 628er E24 zufriedengegeben, oder sagen wir eher "abgefunden". Das Auto Anno 2014 eine zusammengepfuschte Gurke wie man es heute eigentlich nur von 325ia M Tech 2 aus osteuropäischem Zehntbesitz kennt und zur Krönung eine manipulierte Fahrgestellnummer. Es vergingen Jahre und ein weiteres Studium, doch der Wunsch nach einem E9 konnte auch nicht vom ersten eigenen E30 6-Zylinder (und vielen weiteren wenig später) gestillt werden. 2018 habe ich dann ein Golf 1 Cabrio für meine damalige Exfreundin restauriert und wenig später wurde ich als Beifahrer substituiert. Karma, bitte regel ich, dachte ich mir damals stark verwundet. Als dann ein Kollege selbst noch ein Golf 1 Cabrio haben wollte und ich zur Besichtigung mitgehen sollte, da war die Kugel endgültig als Durchschuss ins Ziel gekommen, doch man sollte niemals die Macht des Karmas unterschätzen. Ich also am emotionalen Tiefpunkt in einer seelenlosen Alltagsschüssel auf dem Weg nach Frankfurt um ein weiteres, gänzlich verbasteltes Golf 1 Cabrio mit DW-Verbreiterung anzuschauen. Dort angekommen, in einem ziemlich abgerockten Stadtteil stand das Objekt der "Begierde" hinter einem 60er Jahre Rolltor. Es begrüßt und ein Rentner mit Schnauzbart im typischen "US-Military"-Look, der vermutlich instant seinen deutschen Pass gegen eine Greencard eingetauscht hätte. Er öffnet das Rolltor und wir erblicken ein fettes S-Klasse Cabrio neuerster Generation und auf der 2-Säulenbühne darüber der mitgenommene Golf. "Ich fahr den Benz mal raus. Was ich dann erblickte, lies all den Frust der letzten Monate vergessen.. Ich ungläubig, gar gelähmt vor staunen erblickte das BMW-Logo an der C-Säule durch die Hebehühne hindurch. Nach einigen Herzschlägen später fragte ich ungläubig "Ist das ein 3.0CSI?" Der Rentner schaute mich verdattert an und reüssierte "Woher kennst du junger Kerle den 3.0 CSI?" Ich entgegnete "Mein Traumauto, leider hats nur zum Nachfolger einem 628 CSIA gereicht". Meinem Kumpel schoss das Blut ins Gesicht, da ich den Golf gänzlich ignorierte. Nach wenigen Minuten betretenen Schweigens widmete ich mich erneuert dem Golf und kam recht schnell zum Entschluss. Kaufen und mit ATU-Paket fahren, oder nach was weniger extravaganten Ausschau halten". Mein Kumpel benötigte für diese Entscheidung wieder mal elterlichen Rat. Mit sichtlich zitternder Stimme trat ich an den Rentner heran und fragte "Steht der Wagen zufällig auch zum Verkauf?" .... Schweigen... Gedankenkarussell... Plötzlich das schlichte "Ja". Ich endgültig überfordert, wusste erstmal nicht weiter und fragte nach der Geschichte des Wagens. Die ist recht kurz erzählt. 1982 an der C-Säule hinten links abgeschossen werden bei gut 114.000 km. Er erwarb ihn und stellte ihn erstmal bis Anfang der 1990er weg. Ziel für die Zeit nach dem Mauerfall bzw. seine Rente: Restaurieren. Doch statt der Rente kam der Krebs, das Desinteresse der Kinder und sehr viel Staub. Der E9 verschlief deshalb die Westkredite, den Mauerfall, die Dotcomblase, das erste I-Phone, das Zocken mit US-Immobilien und die daraus resultierende Weltwirtschaftskrise und sogar die Griechenlandkrise. Doch an diesem Tag war er plötzlich das Automobil gewordene Karma, eine Handreichung des Himmels. Der Preis, den er aufrief war so gering, dass ich als Student einfach zuschlagen müsste und die Anzahlung für den Golf reichte für den Kaufpreis locker. Auf einem grünen Fliesentisch der 1980er Jahre folgte die Unterschrift des Kaufvertrags, doch das Fahrzeug war damit noch nicht in Sicherheit. Ich wusste genau, dass wenn der nächste Golf-Interessent kommen würde, dann wäre ich ausgestochen. In einer Nacht und Nebelaktion organisierte ich einen Trailer samt Fahrer, vergeigte die letzte Prüfung an der Hochschule und kam rund 48 Stunden ohne Schlaf wieder nach Hause mit einem 2800 CS. Meinem 2800 CS. To be continued... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Weitere Optionen zum teilen...
touringDani Geschrieben: Donnerstag um 14:48 #2 Meldung Teilen Geschrieben: Donnerstag um 14:48 Schön geschrieben Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Weitere Optionen zum teilen...
touringDani Geschrieben: Donnerstag um 14:48 #3 Meldung Teilen Geschrieben: Donnerstag um 14:48 Doppelt... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Weitere Optionen zum teilen...
Beliebter Beitrag honyama Geschrieben: Donnerstag um 18:07 Autor Beliebter Beitrag #4 Meldung Teilen Geschrieben: Donnerstag um 18:07 Als er dann endlich daheim stand, war der Drang doch unermesslich. Frisches Öl, eine neue Batterie und zack. Direkt angesprungen mit überlaufenden Vergasern. Alles funktioniert wie es soll und trotz fester Bremsen fährt er mit frisch aufgepumpten Reifen nach knapp 30 Jahren selbst aus der Scheune. Zeit für eine Bestandsaufnahme.: Die Karmann-Karosserie zeigt sich von ihrer üblichen Seite. Heckbleck durch, Kotflügel-Stehbleche durch. Der geöffnete Sicherungskasten zeigt stolz die 40 Jahre alte Diagonalbereifung. Mal kurz zusammenbraten wie ein E30 wird definitiv nichts. Doch im Kofferraum die große Überraschung: Eine BMW-Rechnung aus dem Jahre 1982 hält alle beschädigten Leisten und Clipse bereit und auch ist klar, woher die mit Klebeband befestigte Seiten- und Heckscheibe bezogen wurde. Ironischerweise hat es auch eine E30-Niere ins gemachte Nest geschafft. Jetzt ist auch klar, warum er weggestellt wurde. Der Schaden an der C-Säule war mehr als ein Nachmittag. Hätte man ihn mit wenig Zeitaufwand vermutlich instandgesetzt bekommen, dann hätte er mit großer Wahrscheinlichkeit als Stahlträger für den Tschernobyl-Sarkophag hergehalten. Fast 40 Jahre folgt die gleich Ernüchterung und er wird wieder weggestellt, trocken, regelmäßig gestreichelt, aber immer noch verwundet. Es beginnt die mühsame Suche nach Teilen- ein schönes, zeitgenössisches Lenkrad, eine PEKA AHK mit zulässiger Anhängelast von 3,5to, doch man hat ja Zeit während dem 2. Studium... Zwischenzeitlich folgt ein E23, sowie ein E30 Cabrio und auch ein 2. 635er, die alle zuvor mit "mäßigem" Aufwand wieder flott gemacht werden können. Der E9 beäugt kritisch die Reinkarnationen, doch kommt das Beste bekanntlich zum Schluss. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Weitere Optionen zum teilen...
MartinE30 Geschrieben: Donnerstag um 18:23 #5 Meldung Teilen Geschrieben: Donnerstag um 18:23 Da sind wir doch gespannt auf die Fortsetzung Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Weitere Optionen zum teilen...
Beliebter Beitrag honyama Geschrieben: Donnerstag um 18:25 Autor Beliebter Beitrag #6 Meldung Teilen Geschrieben: Donnerstag um 18:25 Im November2024 wache ich eines Tages auf und eine innere Stimme sagt mir, dass ich den E9 beginnen sollte. Klingt esoterisch, doch plötzlich ist der Herbstblues dahin und wie im Rausch eröffnen sich innerhalb von wenigen Wochen mehrere Möglichkeiten. Ein guter Freund spendiert mir ein E9-Schwarzgeldkässchen und jeder, der mich besucht bietet Hilfe an. Es scheint, als würde das Schicksal die richtigen Leute zur richtigen Zeit zu schicken. Die anfängliche Freude gleicht alsbald einer Achterbahnfahrt der Gefühle: Chromleisten, Hinterachse... alles lässt sich verhältnismäßig gut demontieren, doch die Karosserie zeigt das wahre Ausmaß des Opelgolds. Erster Frust, doch zugleich auch der Wille nicht wie beim E30 "schnell schnell" zu machen. Genügend gelesene Restaurationsberichte und Gespräche mit E9-Besitzern sagen "Ganz oder gar nicht". Bzw. der Automobile Darwinismus ist eröffnet. Es gilt das Gesetz des Ausdauernden bzw. finanziell Solventeren. Letzteres Trifft auf mich nicht zu, also versuche ich es mit Ausdauer, Hartnäckigkeit und vor allem Kreativität. 3k für ein manuelles 5-Gang-Getriebe ausgeben? Ne, da lässt sich bestimmt was elektrisch lösen.... 2800er Motor revidieren? Vom geschlachteten E23 liegt noch ein 3.5er Senior Eisenschwein umher, von diversen M20-Umbauten Motorsteuergerät und Kabelbaum und ne olle CSI-Hörnchenansauge lässt sich auch bestimmt mal auftreiben. Die Richtung ist klar. Der E9 muss Dampf haben und zugleich effizient für den Anhängerbetrieb. Apropos Anhängerbetrieb- da wäre ein Tempomat von Vorteil... bei elektronischem Diffgeber eigentlich nicht mehr so abwegig. Doch genug der Träumereien. Erstmal heißt es großzügig Bleche heraustreffen, Unterbodenschutz abschleifen, verzweifeln, fluchen, durchatmen und vor allem dran bleiben- das klare Ziel vor Augen. Irgendwann mit 220 PS und nem E30 aufm Trailer die A8 hinaufballern und einem alten 911 F-Modell zu zeigen, dass 1968 die Automobile Elite blau-weiß nicht nur aus dem Auspuff grüßt. Bis zum Frühjahr 2025 steht innerhalb von 3 Monaten der gesamte Heckbereich bis zur A-Säule. Weiter vorne lauert der Endgegner- das 3-stöckige Luxusressort des Rosts. 3-Fach Blechdoppelungen am Federbein, Versteifungsbleche en masse, als hätte man versucht mit Blech ein Extrasteifes Kartenhaus zu bauen. Alleine das Austrennen der vorderen Seitenwände nahm 2 Tage in Anspruch, weil bei Karmann das Motto "viel hilft viel" vorherrschte. Ich persönlich glaube eher, dass die Bandmitarbeiter das Spielchen spielten, wer bekommt die meisten Punktschweißungen in einer Linie hin, ohne dass es als Rollnahtschweißen durchgeht. Im Frühjahr 2025 und bereits 5000 Euro ärmer auf Grund weniger Blechteile dann der Stop. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Weitere Optionen zum teilen...
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