Wärmetauscher / Heizungskühler Tauschen (Cabrio ohne Klimaanlage)
-> Für die Limousinen / Touring dürften die Arbeitsschritte vergleichbar sein!
Leicht süßlich/muffiger Geruch aus der Heizung, Kühlwasserverlust und im Extremfall ein feuchter Teppich im Fahrerfußraum kann auf einen defekten Wärmetauscher zurück zu führen sein.
Auf jeden Fall sollte man das Heizungsventil prüfen, da dieses ebenfalls zu solchen Symptomen führt und sehr gerne undicht wird!
Der erste Schritt ist daher die Mittelkonsole und das Ablagefach auszubauen. Dazu muss der hintere Aschenbecher herausgenommen werden und die darunterliegende Kunststoffmutter gelöst werden. Die Manschette des Handbremshebels abziehen und die Konsole abnehmen. Dabei auf das Lämpchen im Aschenbecher achten!
Das vordere Ablagefach ist an vier Stellen befestigt: Eine Kunststoffmutter unter dem Schaltsack, je ein Bajonettverschluss rechts und links im Fußraum und eine Schraube von unten in die Heizungskonsole oberhalb des Aschenbechers. Auf die Verkabelung des Zigarettenanzünders und seiner Beleuchtung achten und abziehen! Die Verkleidung unterhalb des Lenkrads ist zuvor abzunehmen. Diese ist mit kleinen Verschlüssen befestigt.
Danach lassen sich das Heizungsventil und der Heizungskasten begutachten. Sollte sich dabei der Wärmetauscher als defekt herausstellen, so ist leider recht viel Arbeit notwendig. So erging es mir, nachdem ich mit meinem frisch restaurierten Cabrio die ersten 2000km zurückgelegt hatte. Und genau deshalb diese Anleitung…
Was braucht man?
In erster Linie den Wärmetauscher Nr. 64118391362 und zwei Mal die O-Ringe Nr. 64118377824. Diese Ringe sind mit ca. 1,30€ noch moderat ausgepreist, es können aber auch Ringe in der Dimension 16 x 2,5 verwendet werden. Der Wärmetauscher ist mit über 200€ bei BMW recht teuer, da man mit etwas Recherche im freien Handel wesentlich günstigere Alternativen findet. So ist z.B. einer vom „Originalhersteller“ Hella/Behr (Nr. 8FH 351 000-531) unter 30€ zu finden (März 2019). Ich selbst habe einen noch „günstigeren“ von „NRF“ genommen. Mal sehen, ob der über eine längere Zeit funktioniert. Zum Befüllen oder Ergänzen des Kühlwassers benötigt man noch das passende Frostschutzmittel (G48 oder C48).
An Werkzeug benötigt man die üblichen Stecknüsse (SW6 - SW13 und SW 24), Langnuss SW10, Ring-Maulschlüssel in diesen Größen, Kreuzschlitzschraubendreher und Torxschraubendreher T10-T20. Diese als ¼“ Nüsse, Gelenke, Verlängerungen usw. ist sicherlich keine schlechte Sache. Sollte das Kühlwasser nicht vollständig ersetzt werden, so werden noch Klemmen für die Schläuche und Stopfen (z.B. Korken) mit einem Durchmesser von ca. 20mm benötigt. Weiter eine Wanne zum Auffangen des Kühlwassers und ein altes, großes Handtuch.
Los geht’s!
Und zwar zuerst im Motorraum. Hier werden die beiden Schläuche an der Spritzwand neben dem Bremskraftverstärker abgenommen. Soll das Kühlwasser verbleiben, so klemmt man diese mit Schlauchklemmen ab und/oder verschließt die freien Enden mit den Stopfen.
Das im Tauscher verbliebene Wasser habe ich mit einem Nasssauger am Rücklauf (oberer Anschluss) größtenteils entfernen können. Dennoch sollte man das alte Handtuch im Fahrerfußraum und unter den Heizungskasten auslegen.
Bei den Vierzylindermodellen lockert man zuerst den Kabelkanal an der Spritzwand, was bei den anderen Motorisierungen nicht notwendig ist. Dazu den Deckel aufclipsen und drei Kreuzschrauben herausdrehen (zwei am Motorstecker, eine am Ende zur Batterie hin). Den dahinter liegenden Deckel des Gebläses abmontieren. Dazu vier Blechschrauben mit SW7 entfernen und die Dichtung zur Motorhaube abziehen.
Die vier Haubenteile des Gebläses entfernen (vorsichtig die 30 Jahre alten Kunststoffclipse öffnen!), den Stecker abziehen und den Spannbügel öffnen (kleiner Schraubendreher in das Loch stecken und gleichzeitig von oben drücken) und den Gebläsemotor entnehmen. Bei dieser Gelegenheit bietet es sich an diesen zu reinigen und eventuell die Lager zu schmieren. Auch die Luftkanäle und der Wasserablauf sollte gereinigt werden und der Wasserkasten auf Rost untersucht werden. Mit einer Langnuss SW10 werden die vier Muttern auf den Bolzen entfernt.
Auf der Beifahrerseite im Bild verdeckt.
Weiter geht es im Innenraum mit dem Abnehmen des Lenkrades (Zündschlüssel muss stecken!) und dem Ausbau des Kombiinstruments. Dazu die Blende oberhalb der Lenksäule abschrauben (zwei Rändelschrauben von hinten), den Rahmen um das KI (sechs kleine Kreuzschrauben) und danach die Kreuzschrauben an den Laschen (2 x) entfernen. Stecker am KI abziehen und beiseite legen.
Die Blende ist mit zwei Bolzen befestigt. Die Rändelmuttern muss man von der Rückseite „erfummeln“
Die sechs rot markierten Schrauben entfernen (eine ist verdeckt) und den Rahmen entfernen. Darunter die zwei Schrauben in den Laschen herausdrehen (grüne Pfeile)
Das Radio ausbauen (je nach Typ) und das Handschuhfach abbauen. Dazu die beiden Fangbäder durch ziehen der Stifte aushängen und drei Muttern SW10 am hinteren Ende des Faches Lösen. Diese sieht man, wenn man im Beifahrerfußraum liegt und hinter dem Fach nach Oben schaut. Kabel für Taschenlampe nicht vergessen!
In diesem Bild sind die Schrauben für die Blenden mit senkrechten, blauen Pfeilen markiert. Die schrägen Pfeile zeigen etwa die Lage der Verschlüsse dazu. Die Grünen zeigen die Schrauben für das Handschuhfach und die Roten müssen später gelöst werden um das Armaturenbrett anzuheben.
Die Blende oberhalb des Handschuhfaches abnehmen (schwarze Kreuzschrauben an der Kante des Armaturenbretts und Verschlüsse mit Knebel im hinteren Bereich) und auch den seitlichen Teil der Blende (ebenfalls mit Knebelverschluss). Am Heizungskasten müssen nun die gewellten Luftkanäle rechts + links entfernt werden. Die darüber liegenden Stutzen kann man nach Entfernen jeweils einer kleinen Torxschraube nach vorne abclipsen.
Nun entfernt man das Heizungsventil. Die beiden Schrauben (rote Pfeile) am Stutzen entfernen (SW8 Achtung: auf die kleinen Vierkantmuttern achten, diese aus dem Stutzen entnehmen und beiseite legen.), die kleine Torxschraube (grüner Pfeil) herausdrehen und das Kabel abziehen. Das Ventil zuerst vom Anschluss abziehen und dann durch Drehen in einem geeigneten Winkel nach Hinten entnehmen. Der Schlauchstutzen für den Rücklauf kann nicht ohne weiteres entfernt werden und verbleibt vorerst. Auch das Gummi zur Durchführung der Anschlüsse sollte nicht ausgebaut werden, da er schwierig wieder einzusetzen ist.
Eine kleine Knarre ist hilfreich. Die beiden Schrauben sind normalerweise Außensechskant.
Die Verkleidungen an den A-Säulen oben abclipsen und nach Oben abziehen. Vorher den Dichtgummi der Türen etwas abziehen. Jetzt das Armaturenbrett Lösen. Dazu rechts und links im Bereich der A-Säule je Seite zwei Schrauben SW10 herausdrehen, eine links, von unten neben der Lenksäule (SW10) und zwei Kreuzschrauben an der Vorderkante über dem Handschuhfach. Das Armaturenbrett nach oben/hinten ziehen.
Blick links unter das Armaturenbrett oberhalb der Lautsprecherverkleidung: Rot sind die Schrauben für das Armaturenbrett (eine durch Kabelbaum verdeckt), grün für den Verstärkungsbügel.
Links neben der Lenksäule befindet sich eine weitere Schraube des Armaturenbretts.
Diese vier Schrauben sind auf der Beifahrerseite zu lösen.
An dieser Stelle würde ich mich um Mithilfe freuen: An meinem Cabrio waren die Klammern (Nr. 51451857745) nicht mehr dort, wo sie eigentlich hingehören. Sie lagen lose, mit abgebrochenen Plastikstücken herum. Wer die genaue Position beschreiben kann oder sogar Bilder dazu hat, möge diese Anleitung bitte hier ergänzen.
Nun muss (beim Cabrio) noch der Verstärkungsbügel gelöst werden. Eine Mutter kopfüber an der A-Säule links (siehe drei Bilder zuvor), zwei Schrauben unterhalb des KI und eine Schraube am Mitteltunnel (nicht zu übersehen!).
Zieht man das Armaturenbrett etwas nach hinten (das macht die dreckige Hand ), sieht man die beiden Schrauben hinter dem KI.
Den Stecker am Temperaturregler vorsichtshalber noch abziehen, das Armaturenbrett (am besten durch einen Helfer) anheben und den Heizungskasten soweit möglich nach Hinten ziehen und ihn gleichzeitig im Gegenuhrzeigersinn etwas verdrehen. Jetzt die Torxschrauben am Wärmetauscher entfernen und ihn herausziehen.
Hier sieht man, dass der Heizungskasten weit genug gedreht werden muss, um mit dem Stutzen an der Lenksäule vorbei zu kommen.
„Altes Drecksding“
Der erste Teil ist geschafft und das Auto sieht aus, als ob man es schlachten wollte!!!
Nun wird der Stutzen des Rücklaufs mit neuem O-Ring an den neuen Wärmetauscher geschraubt. Bevor man diesen in den Heizungskasten einschiebt, bietet es sich an den Kasten von innen zu reinigen.
Im Prinzip baut man alles wieder in der entsprechenden Reihenfolge ein, zieht die Mutter im Lenkrad mit dem richtigen Drehmoment (80Nm) an, füllt das Kühlsystem wieder auf und entlüftet dieses.
Es empfiehlt sich, dass man die Dichtheit der Leitungen am Wärmetauscher prüft bevor man das Ablagefach und die Mittelkonsole wieder einbaut.
Wenn soweit alles geschafft ist, darf man sich nun auf eine „geruchsarme“ Heizung und gleichbleibenden Kühlwasserstand freuen…
Fazit:
Diese Reparatur ist sicherlich eine der aufwändigsten am E30, der ansonsten durch leichte Wartung positiv auffällt. Der zeitliche Aufwand dürfte, je nach Übung und zusätzlicher Arbeiten, bei etwa 5-8 Stunden liegen. Die Kosten sind mit 30€ bis 50€ sehr überschaubar.
P.S. Der Versuch, statt das Armaturenbrett zu lösen die Lenksäule und den Pedalblock auszubauen, schlug leider fehl, denn den Stutzen für den Rücklauf kann man nicht entfernen ohne den Heizungskasten nach hinten zu ziehen.
Viel Spaß, Erfolg und Geduld beim Schrauben wünscht euch Mahathma!
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