Hallo zusammen !
Aus gegebenen Anlass (mal wieder zwei E30 für den TÜV vorbereiten) habe ich mir mal die Kamera geschnappt und möchte etwas Support bieten.
DIESE HILFESTELLUNG HAT KEINEN ANSPRUCH AUF VOLLSTÄNDIGKEIT !
Auch ist es KEINE REPARATURANLEITUNG !
Für evtl. entstehende Schäden bei unsachgemäßer Montage und eventueller Folgeschäden übernehme ich keinerlei Haftung!
Die Fragen zu Tonnenlager, Querlenker (warum Meyle), Querlenkerlager, Pendelstützen, etc. kommen ja ewig...
Doch zuerst:
Prinzipiell hat der E30 folgende TÜV relevanten Macken:
- Leutweitenregulierung geht nicht !
Diese ist bei Fahrzeugen ab 1990 vorgeschrieben und je nach Bundesland ist es ein geringer - oder gravierender Mangel ! (also durchgefallen) Hilfestellungen gibt es dazu genug...
- Beleuchtung allgemein
Wer nicht mal vorher alle Glühlampen auf Funktion überprüft, darf nicht über TÜV Beamte meckern, sondern muss sich an die EIGENE NASE fassen ! (geringer Mangel)
- Rost an tragenden Teilen
Dazu gehören beim E30 die Wagenheberaufnahmen / Längsträger, sowie Übergang Kotflügel zum Schweller und die A-Säule (Scheibenrahmen zum Koti - FL Schwachstelle)
Fahrer- / Beifahrerfußraum ist eigendlich kein tragendes Teil, da dort aber eine BMW Aufnahme ist, wird auch dieser Bereich relevant !
Gerne werden auch die Heckenden links und rechts aufgeschrieben...
Es hilft also nur das Schweißgerät... !!!
- BREMSE
Auch hier gilt: wer vor dem TÜV nicht mal selbst eine Sichtkontrolle macht, darf sich nicht wundern...
Im Cockpit leuchtet die orange ABS Leuchte ?? Oder die rote Verschleißanzeige (gar noch der Bremsflüssigkeitsstand ???) - NO GO !!
Tragbild der Bremsscheiben vorne und hinten ok ? (so halt nicht)
Sprich Sättel gangbar und noch genug Belag auf dem Träger ???
Handbremse zieht ab dem 3. Raster und auch einigermaßen GLEICHMÄßIG ??
(wenn man schon merkt, dass sich der Wagen beim Betätigen der Handbremse nur einseitig in die Federn zieht, wird das beim TÜV meist nicht besser...)
Wer selten die Handbremse nutzt, sollte diese vor dem TÜV Besuch auf einem geeigneten leeren Platz erst wieder durch vorsichtige Betätigung "freischleifen".
- Bremsschläuche
g
Das mag kein TÜV Mann ! NEU machen ! Entweder Gummischlauch (ATE ca. EUR 20,00) oder Stahlflex (z.B. von Dickhaut-Specials)
- Bremsleitungen
Sehr gerne gammeln die Stahlleitungen am Verteilerstück hinten über dem Diff, bzw. die Schleifen zu den Bremsschläuchen !
Wenn das Stahlrohr gesäubert ist, einfach ab und zu fetten oder mit TRANSPARENTEM Schutzwachs behandeln ! - Freut auch den TÜV Beamten !
Die fieseste Stelle am E30 ist aber mein kleiner Liebling:
Direkt neben dem Längsträger überhalb der Benzinleitungen - direkt an der schönen weichen Dämmmatte - immer feucht gehalten...
Die Leitung geht vom Bremsreduzierstück nach hinten zum Verteiler über dem Diff.
Sieht sie in etwa so aus: FINGER WEG !!!
Nicht den Rost abkratzen, NICHTS machen, sonst läuft gleich die Bremsflüssigkeit aus !
DIESE LEITUNG IST FERTIG !
Da hilft nur das Neuteil bei BMW bestellen (knapp über EUR 10,00) und dann viel Spaß beim Biegen der ca. 3,35m langen Stahlleitung. Je nach Form zwischen 2 und 4 Stunden !
(Ich hasse diese Arbeit...)
- Tonnenlager (Achskörperlager hinten)
Der Lieblingsmangel eines JEDEN PRÜFERS - zu Recht !
Sind die Tonnenlager fertig, hat die Hinterachse ein EIGENLENKVERHALTEN, da sie nicht mehr mit der Karosse verbunden ist, bzw. richtig geführt wird.
Der E30 fährt schwammig, läuft jeder Rille nach, lenkt in Kurven mit dem Heck ein (oder auch nicht), sprich man wird Seekrank.
Bei BMW kostet der Tonnenlagerwechsel nach meinen Infos EUR .............
So wirds gemacht:
(Ach ja: OHNE BÜHNE oder entsprechendes Werkzeug würde ICH die Finger von lassen !)
Rad ab, Dämpfer unten los (SW19), Feder raus
Mutter (SW22) und Halteblechschrauben (6er Inbus) vorab schonmal mit Rostlöser behandelt.
Tja, wie so oft Pech gehabt, Schraube abgerissen, also ins Ersatzteilregal greifen
Im Fahrzeuginnenraum die Rückbank rausnehmen, links und rechts finden sich beim 2- / 4- Türer und Touring die Öffnungen der Bolzen...
Beim Cabrio leider hinter den Seitenteilen versteckt !
Bolzen mit nem Hammer von unten nach oben in die Karosse herausschlagen (Bolzen fliegt gut, aber mir ist noch KEINE Seitenscheibe kaputt gegangen !)
So sieht das vollkommen zerstörte Tonnenlager aus !
Das war eine selbstlenkende Hinterachse...
Mittels (selbstgebautem) Spezialwerkzeug VORSICHTIG das Tonnenlager (inkl. Achskörper) aus der Karosse freiarbeiten.
WICHTIG: SANFT in jede Richtung hebeln, sonst reisst der Alukern IN der Karosseriehülse ab und man darf den Mist ausbohren !!!
PLOPP, rutscht die Achse ein Stück nach unten.
Auf dem Tonnenlager sitzt der Anschlagring, diesen von unten mit nem langen Schraubendreher lockern und abheben - wie schön sowas festgammeln kann...
Dann...
...das BMW Spezialwerkzeug nehmen...
Den Achskörper rund um das Tonnenlager erwärmen...
Tonnenlager rausziehen
Hier mal das schöne abschreckende Beispiel - DEFEKTE TONNENLAGER !!!
BITTE: Tonnenlager nur von BMW oder Meyle / Lemförder kaufen !
Da kostet das STÜCK zwar bis zu EUR 30,00
- aber den EBAY CHINA MIST für EUR 9,90 braucht kein Mensch !
Da stimmt noch nicht mal das Gussmaß des Alukerns - habe ich selbst schon gesehen, da ein Bekannter aus Kassel sowas mitgebracht hat.. KEIN BILLIGKRAM VERBAUEN !!!
Beim Einbau kommt an den Alukern des Tonnenlagers und den Anschlagring (innen und etwas um das Loch) Kupferpaste, dann löst sich das Lager nach ein paar Jahren auch wieder, wenn man wieder dran muss...
Sonst backt es wieder in der Karosserieaufnahme fest...
Tonnenlager mittels etwas Spüli wieder einziehen, Achse positionieren, Haltebolzen von oben wieder durch,
Halteplatte wieder montieren.
Tonnenlager neu !
So, gleich gehts weiter.........
Alf
- Fahrwerk
Defekte Dämpfer hinten fallen meist durch Ölspuren am Dämpferrohr auf, vorne schaut der TÜV Mann gerne auf die Anschlagpuffer:
So zerbröselt heißt das für den Ing. - Dämpfer schlägt durch ~ defekt !
Fangen wir also hinten an:
Dämpfer hinten von der Achse gelöst (SW19) (mein Auto steht IMMER NOCH AUF DER BÜHNE...), im Kofferraum die Seitenverkleidungen weggehalten und das Stützlager (2x SW13) gelöst, PLOPP - der Dämpfer fällt nach unten raus...
Domlager prüfen:
Hmmm...
Kaputt...
Normalerweise reissen die Metallhülsen aus dem Gummi aus, hier hat sich die Gummiführung komplett gelöst.
Defekte Lager machen sich durch "IIIIIHHHHHHH IIIIHHHHKKK" Geräusche beim Federn hinten bemerkbar, bzw. helles metallisches Klackern, wenn die Kolbenstange sich frei auf und ab bewegt !
Domlager vom Dämpfer lösen:
Spitze der Kolbenstange in einen Schraubstock spannen (es ist zwar eine Nut für SW 7 vorhanden, da aber die Mutter SW17 meist fest sitzt, besser so !), Mutter lösen !
Domlager tauschen (ggf. auch Dämpfer) in umgekehrter Reihenfolge wieder montieren.
Auf das Domlager kommt normalerweise eine Papierdichtung (im Bereich des Metalls), man kann das Lager aber auch mit etwas Fett einstreichen.
(hier sieht man schön, warum ein E30 rostet ! - Dreck auch IM Radhaus RAUSWASCHEN !!!)
Einsetzen, Muttern anziehen...
Achse anheben und Schraube SW19 anziehen - Dämpfer und Stützlager hinten gewechselt !
- Stoßdämpfer Vorderachse:
Vorne muss zum Stoßdämpferwechsel das Federbein raus und zerlegt werden.
BITTE: ohne gescheites Werkzeug, Federspanner und jemanden der sich auskennt - FINGER WEG !!!
Rad ab, Bremssattel (7er Inbus) ab...
Federbein muss vom Querlenker (Mutter SW19) und der Spurstange (Mutter SW17) gelöst werden.
ABZIEHER verwenden, oder mittels Hammer auf die Stellen am Federbein schagen, in denen die Kegelbolzen stecken...
Pendelstütze (SW17 bzw. SW16 je nach Bj) lösen, so dass man den Querlenker weit genug nach unten bekommt, ABS Leitungen, bzw. Kabel vom Verschleißanzeiger lösen.
Von oben die drei Muttern des Domlagers (SW13) ab und man kann das Federbein rausnehmen !
Da sind sie !
Mittels Federspanner die Feder zusammenpressen und dann die Dämpfermutter (SW19) lösen.
Zerlegt ? FAST !
Hmmm...
Wie war das doch gleich: "Ein Taucher der nicht taucht, taucht nix !"
Ok, hier ist ein Dämpfer, der aber auch nicht dämpft !
Man beachte die schön weggerostete Dämpferbefestigungsmutter...
Also auf die Harte Tour:
Wenn es nichts hilft die Mutter mit dem Brenner zu erwärmen und
NUR BEI VOLLKOMMEN TOTEN DÄMPFERN (ohne Druck!!!)
greift man zur Flex, schneidet genau über dem Dämpferrohr die Mutter durch
kann mittels Zauberei, Flex und tricksen den Dämpferrest entfernen
und kann dann - da kein Zug mehr auf dem Restgewinde lastet - den Rest ausdrehen und hat sein Federbein gerettet !
Die rechte Seite sah zwar Ähnlich aus,
ließ sich dank Schraubstock und Alf überreden
ALLGEMEIN:
Beim Federbein immer den Zustand kontrollieren !
Gerade bei den IX Modellen gammelt der obere Bereich weg...
Hier mal der Unterschied:
- 51mm Federbein links (Innengewinde der Dämpferbefestigung)
- 45mm Federbein rechts (Überwurfmutter)
- LINKS: Mutter für BILSTEIN Dämpfer
- MITTE: Mutter für 51mm Federbein
- RECHTS: Mutter für 45mm Federbein
Das zu verbauende Federbein wird mit einem Schluck Öl (Motoröl, etc) wieder in das Federbein gesetzt und die Mutter entsprechend angezogen:
Da Bilstein Dämpfer dickere Kolbenstangen als normale Dämpfer haben, werden hier keine Plastikkappen mit Anschlagpuffern verbaut,
Sondern die Bilstein Faltenbälge...
Beim Zusammenbau des Federbeins immer drauf achten:
- sind noch alle Kugeln im Domlager ?
- ist dieses freigängig ?
- Lager neu fetten !
- unter das Lager das Abdeckblech UND DANN DIE ANLAUFSCHEIBE, dann der obere Federteller !
Nur so kann das Domlager frei drehen und die Lenkung funktioniert so wie sie soll !
Gespannte Feder (im Federspanner) richtig ansetzten, oberer Federteller drauf, Anlaufscheibe, Domlager mit Abdeckblech, Unterlegscheibe, Mutter - wieder anziehen, Feder entspannen...
Federbein wieder zusammen
Jetzt könnte das Federbein wieder rein (ACHTUNG, auf dem Domlager ist eine kleine Aussparung, die zeigt Richtung Motor !), aber wie haben ja noch die
...
- QUERLENKER
Die Querlenker führen das Federbein und meist ist das äußere Traggelenk ausgeschlagen.
Kann man immer schön prüfen, wenn das Auto auf der Bühne steht und man das Rad fasst und eine Lenkbewegung simuliert.
Man sieht dann (bei defektem Traggelenk) eine ca. 1-2cm "Knickbewegung" im Lager.
Aufgehängt ist der Querlenker am Federbein (Mutter SW19), am Achskörper mittig (Mutter SW22) und über das Querlenkergummi am Längsträger (Schrauben SW 17)
Da die Querlenkergummis meist kaputt sind, nimmt den Querlenker komplett ab. Auf jeden Fall die M3 E36 3,2er Gummis verwenden, dann hat man das zucken beim Bremsen nicht mehr und die Teile halten ewig !
Rechte Seite durch den Krümmer beim M20 nur von unten möglich, mit Ratschenschlüssel SW 22 auch noch einigermaßen zu lösen. Beim M42 klappt es grad so von oben, wobei der Motor im Motorlager immer stark bewegt wird.
Linke Seite mittels Verlängerungen einfach von oben.
An den Querlenkern etwas hebeln, ruckeln und sie fallen aus dem Achskörper.
Auch hier gilt: QUALITÄT zahlt sich aus !
Neue Querlenker von Meyle (Satz ca. EUR 110,00) und wie gesagt 3,2er M3 QL-Gummis
(gibts fertig verpresst auch bei mir)
Querlenker montieren (ggf. mit Druck unter den Lagern, damit die Kegelbolzen sich in die Passung quetschen und die Mutter am Achskörper angezogen werden kann - Wagenheber oder langes Holz hilft!)
Querlenkerlager und Zapfen am Querlenker gut mit Spüli behandeln und Querlenkerlager mittels Muskelkraft und Drehbewegung aufschieben.
- Pendelstützen
Da die eh kaputt waren, Federbein und Querlenker raußen waren... NEU !!!
Querlenker am Federbein und Längsträger montieren !
ALLE SCHRAUBEN / MUTTERN nochmals kontrollieren - mit entsprechendem Drehmoment anziehen !
Dann komme ich noch kurz zur LENKUNG (SPÄTER!!!!!!!!)
Alf
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