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Warum?


Jan324td
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Vielleicht kennens einige ja noch nicht. :D

 

Warum

 

Die sich langsam auflösenden Frühnebelschwaden lassen die Luft kälter erscheinen als sie ist, dort, wo er vor mir steht und schläft, der bayrische

Wolf der Autobahn. Er schläft zwar, doch hat er stets ein Auge offen, denn er wartet. Nur auf mich. Ich bin sein Gebieter, ich bin der Meister, der ihn wecken darf. Niemand sonst schafft dies ohne Gewalt. Keiner darf dies. Ein wenig wirkt er tot. Nichts bewegt sich, kein Ton ist zu hören. Ein Blick in seine Endrohre gleicht dem in einen endlosen Tunnel. Ich gehe rechts an ihm vorbei, werfe dabei noch einen prüfenden Blick auf seine großen Räder. Beim Herumgehen streiche ich sanft über seine stählerne Schnauze. Ein Schauer läuft mir kalt den Rücken herunter. Ich greife sanft nach dem Türgriff und öffne die Tür. Ein Blick in sein Inneres bestätigt mir: Auch dieser Platz wartet nur auf mich, also, nichts wie hinein. Nachdem die Tür mit einem sanften Plopp ins Schloss gefallen ist, merke ich, dass es draußen nicht gänzlich still war: Das sanfte Geflüster der erwachenden Stadt ist auf einmal entschwunden und hat einer anderen, echter wirkenden Stille Platz gemacht, ja man könnte jetzt fast die Staubkörner fallen hören: Es ist Zeit für den Tanz.

Ich drehe den Zündschlüssel zwei Rasten weiter. Zwei feuerrote Lampen signalisieren mir freudig eine Art Hab-Acht-Stellung, fast schon ungeduldig drängen sie mich darauf, weiter zu drehen, begleitet von dem vorsintflutlichen Rauschen und Klackern der Klimatisierungsautomatik. Derart aufgestachelt, drehe ich den Schlüssel weiter. Nach einem kurzen, metallischen Sägen fauchen seine sechs Herzen raubkatzenartig los, um dann, nur einen Wimpernschlag später, zu einem sanften, geflüsterten Brummeln überzugehen. Mein Wolf ist wach. Sanft schmiegt sich meine Hand um den Schaltknüppel und wie selbstverständlich findet sich der Weg durch die Schaltgasse zum ersten Gang. Gefühlvoll lasse ich die Kupplung kommen und majestätisch setzt sich mein Jäger in Bewegung. Ich rolle zum Ende des Wohngebiets und vermeide jeglichen unnötigen Lärm, denn er würde nur die Eleganz des Augenblicks zerstören. Endlich am Ortsrand angekommen, darf er mir schon ein wenig zeigen, was in ihm steckt, aber nicht alles, denn er hat sich noch nicht warmgelaufen. Und nichts wäre schlimmer für mich, als müsste er wieder in Behandlung, auch wenn es seine Doktoren stets gut mit ihm meinen. "Zu gut!" plärrt mir ungefragt mein Geldbeutel ins Ohr, aber ich tue so, als hätte ich ihn überhört. Im nächsten Ort angekommen, stelle ich fest, er ist warmgelaufen. Und in Topform. Wie immer. Ich könnte die Welt umarmen, es ist Zeit für die Jagd. Doch das Glück ist mir - wie so oft - nicht besonders hold. Es wird wohl wieder ein Ritt wie so häufig sein, ohne jegliche Begegnung, die Spaß verheißen. Ich stehe an der Ampel und wühle gedankenverloren im Menü meines CD-Wechslers herum. Doch - alle meine Sinne sind auf einmal hellwach - was ist gerade dort, links neben mir, zum stehen gekommen? Freudig sehe ich über meine linke Schulter, aber genau in diesem Moment nehme ich bereits das Tackern einer defekten Nähmaschine wahr: Ein Horch DIT steht neben uns und will uns herausfordern, was dessen Fahrer durch einen beherzten Tritt aufs Gaspedal unmissverständlich klarmachen will. Enttäuscht wende ich mich wieder meinem Wechsler zu. Gezwungen von meiner eigenen Neugier sehe ich aber noch einmal hin. Der Typ am Steuer wirft mir einen Blick zu, als hätte er das Messer, welches er sonst zwischen die Zähne klemmt, soeben beim Bremsen verschluckt. Der Gedanke daran treibt mir ein Grinsen ins Gesicht, was den armen Kerl nur noch mehr anzustacheln scheint. Ich denke, ich werde meinem Wölfchen klarmachen, dass kranke Tiere nichts für ihn sind. Ich bin mir sicher, dass er mich versteht. Die Ampel wird grün und ich bugsiere erneut den Schaltknüppel in Richtung ersten Gang, als es bei meinem linken Nachbarn wild mit den Vorderläufen zu scharren beginnt. Diese Provokation darf natürlich nicht ungesühnt bleiben! Mein rechter Fuß bekommt für heute zum ersten Mal Bodenkontakt. Die sechs Herzen meines Jägers der Finsternis brüllen um die Wette, nur das Zischen des Ansaugtraktes versucht sie noch zu überstimmen. Dafür liebe ich ihn. Dieser Sound entschädigt für alle Qualen, die er mir auferlegt hat. Erwartungsgemäß ziehe ich mühelos an unserem Opfer vorbei und ich gehe kurz vor dem Drehzahlbegrenzer vom Gas.......

Triumphierend rauscht unser Opfer, ein schwarzes Siegesbanner hinter sich herziehend, an uns vorbei. Ich gebe zu, er hat uns geschlagen. Nur - was er erst Sekundenbruchteile später erfahren wird - ist, dass er vom Ordnungsamt ein Erinnerungsfoto samt Preisgeld nachgesendet bekommen wird. Die stationäre Geschwindigkeitsmessanlage ist heute - wie an jedem anderen Werktagmorgen auch - in Betrieb. Tut mir leid, aber genau deshalb liebe ich Ampelrennen. Sorry.

Special Notice!!!
Due to recent budget cuts and the rising cost of electricity, gas and oil, as well as current market and economic conditions,
"The Light at the End of the Tunnel" has been turned off.
We apologise for the inconvenience.

Gruß
Jan :drive: :smbmw: :beemwe::beemwe:

Frauen, die meinen, Männer seien zu keiner innigen und liebevollen Beziehung fähig,
waren noch nie am Samstag in einer Autowaschanlage!

Zum Thema Komplimente:"Unter allen Arschgeigen bist Du die Stradivari"

 

dem Waidmann jede Pirsch behagt,
sei`s auf den Hirsch,
sei`s auf die Magd.

der sogenannte gute Mensch, ist des Idioten bruder!

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AHAHHAHAHAHAHHAHAHAHAHHAHHAHAAAA ja, ich gebe zu, ich bin auch ein Fan solcher Aktionen.

 

Gepimpte Karre vor mir, ich fahre etwas dichter auf, er fühlt sich provoziert - und schon sponsore ich den Landkreis, ohne einen Euro zu bezahlen :hase:

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