Der Titel dieses Eintrags ist angelehnt an die Artikel des Kolumnisten Maxim Biller. Im Original "100 Zeilen Haß" und erschienen in der Zeitgeist-Gazette Tempo, habe ich mir erlaubt, die Aussage etwas zu entschärfen. Wir wollen den sensiblen Gemütern hier ja nicht zu viel zumuten.

Aber genug Geplänkel, kommen wir zum Punkt: meinen automobilen Lieblingsfeindbildern. Diese sind Vertreterdiesel-Goutierer und Radfahrer.

Fangen wir mit den Freunden der Zweirädrigkeit an. Kaum zeigt das Thermometer Plusgrade im einstelligen Bereich, blockieren sie die Straßen. Gerne in Gruppen und damit das "Tour-de-France-Feeling" auch möglichst authentisch rüberkommt, degradieren sie gerne andere Verkehrsteilnehmer zum einherfahrenden Troß, indem sie weitgestaffelt nebeneinander fahren. Natürlich kann ein Hobbyradler nicht einfach auf dem Dreigang Hollandrad in Jeans seiner Leidenschaft frönen. Nein, es muß ein windkanaloptimiertes Outfit sein, dessen Gegenwert zusammen mit dem Fahrad dem Bruttosozialprodukt eines afrikanischen Kleinstaates entspricht. Wenn man dann im Team Telekom-Outfit die Straßen unsicher macht (im wahrsten Sinne des Wortes) scheint die Freude an der eigenen unglaublichen Sportlichkeit das Wissen über die StVO gänzlich in den Hintergrund zu rücken. Wobei sie diesen sympathischen Wesenszug mit einer anderen Klientel teilen:

Der Vollkaskodieselvertreterkombifahrer.

Im normalen Leben wohl angepasst und ruhig, mutieren diese Herrschaften hinter dem Steuer des gesponserten Firmenwagens zum Tier. Das Kürzel "TDI" ist scheinbar das automobile Equivalent zur bondschen Lizenz zum Töten, jede Autobahnauffahrt eine persönliche Herausforderung an's Ego. Muß man doch zeigen, was man für ein toller Hecht ist. Normalsterbliche schütten mittlerweile mehr Streßhormone als ein Kalb auf der Schlachtbank aus, wenn sich eine meist silberne oder schwarze Kombikarosse auf dem Beschleunigungstreifen zeigt- weiß man doch, das der Fahrer in bester Ben Hur Manier gleich auf die linke Spur ziehen wird, um aktiv in's Geschehen auf der BAB einzugreifen.

Auch Althergebrachtes aus längst vergangenen Fahrschulzeiten hat für diese Herrschaften keine Gültigkeit. Sich dem fließenden Verkehr anpassen? Der hat sich gefälligst anzupassen. So verwundert es einen nicht, das mit derselben Geschwindigkeit neben einem hergefahren wird, um dann beherzt einzuscheren. Blinker sind ja eh nur was für Weicheier und wenn die Krone des Automobilbaus es fordert, hat man eben zu bremsen. Tut man dies nicht, werden Beinahe-Kollisionen auch gerne mal mit Handzeichen quittiert, die den Tatbestand der Beleidigung erfüllen. Hat der vollkaskobewehrte Ritter in dieselnder Rüstung dann erstmal derart seinen Claim abgesteckt, kann er nahtlos zur Königsdisziplin übergehen: der (vermeintlichen) Dominaz der Schnellstraße. Hier spielen weder Verkehrs- Wetter- Sicht- noch andere Verhältnisse eine Rolle. Schließlich werden die elektronischen Helferlein schon grade bügeln, was der menschliche Faktor verbockt. Und da der Karren eh geleast ist und der Sprit nix kostet, kann man seinen automobilen Allmachtsphantasien ja auch ungehindert freien Lauf lassen. Aber auch jenseits der Autobahn ist die Gefahr nicht gebannt. Was die sizilianische Eröffnung beim Schach, ist hier das Vorfahrt nehmen, in Form von in den Weg ziehen. Am liebsten kombiniert mit anschließendem langsamen Dahertuckern, weil man mit dem Handy beschäftigt ist.

Endlich am Ziel der Reise angekommen kann man dann jedem, der es nicht hören will voller Selbstzufriedenheit mit auf den Weg geben: "Nur Bekloppte unterwegs heute"

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit

Euer jenad